Ergebnisse der
Kommunalwahlen von 1994 und 1996 für die großen Parteien nach den
neuen Stimmbezirken. Gebietstypisierung auf der Basis einer Schätzung von Wählerwanderungen und Stimmensplitting. Zur Erzielung einer für den Bürger zumutbaren und für die Verwaltung handhabbaren Stimmabgabe bei Wahlen ist das Stadtgebiet in Stimmbezirke eingeteilt, denen jeweils ein Wahllokal zugeordnet ist. In der Vergangenheit arbeitete man mit historisch gewachsenen Bereichen, die aber weder von ihrer räumlichen Zusammensetzung her noch von den gestiegenen Anforderungen im Hinblick auf die Weiterverarbeitung der gewonnenen Wahldaten systematischen Grundsätzen entsprachen. In den zurückliegenden zwei Jahren wurde deshalb auf Anforderung des Wahlamts von den Bezirksinspektionen eine Neugliederung des Stadtgebiets in 656 Stimmbezirke vorgenommen, die grundsätzlich aus ganzen Baublöcken zusammengesetzt und kompatibel mit den "Stimmkreisen" der Landtagswahl sowie den Stadtbezirken sind. Diese Stimmbezirke eignen sich somit nicht nur hervorragend für die raumbezogene Darstellung, sondern durch Verknüpfung mit weiteren vorliegenden Sachdaten für alle analytischen Arbeiten mit Wahlergebnissen (siehe hierzu: Demografische Strukturdaten in "Münchner Statistik, Stadtbezirk aktuell - Trends und Zahlen", Ausgabe Januar 2002).Im vorliegenden werden Ergebnisse der beiden zurückliegenden Kommunalwahlen (1994 und 1996) und eine Typisierung auf eben dieser räumlichen Grundlage dargestellt. Letztere beruht auf einer Schätzung von Wählerwanderungen und Stimmensplitting zurückliegender Wahlen. Das Institut für Wahl-, Sozial- und
Methodenforschung hat im Auftrag des Statistischen Amts die Münchner
Wahlen seit 1982 mit dem Ziel der Umrechnung der Ergebnisse auf die aktuell
gültigen Stimmbezirke bearbeitet. Europawahlen 1984,1989, 1994, 1999 Zunächst wurden die Ergebnisse dieser Wahlen und zwar für alle angetretenen Gruppierungen/Personen (jeweils Stimmbezirk) einschließlich Briefwähler auf Blockseiten umgerechnet bzw. umgeschätzt (Briefwahlergebnisse mit dem Iterative Proportional Fitting) und diese dann auf die neuen Stimmbezirke hochaggregiert. Für Berechnungen und Schätzungen dienten kleinräumliche, sozialstrukturelle Ergebnisse der Volkszählung von 1987. Im Vorfeld der Kommunalwahlen v.3.3.02 wird in diesem Heft die Verteilung der auf die größeren Parteien entfallenden gültigen Stimmen nach aktuellen Stimmbezirken geboten. Die Anteilswerte der Wahl von 1996 sind auch kartografisch dargestellt. Weiterhin wurden auf der Basis der o.a. Wahlen für alle paarweisen Wahlkombinationen nach der Methode der Ökologischen Inferenz die Wählerwanderungen für die Stimmbezirke berechnet, diese wiederum waren Grundlage für die Gebietstypisierung nach Wechselwählerstrukturen, wie sie im folgenden dargestellt ist. Die durchschnittlichen Wanderungssalden lassen sich am besten in einer sogenannten "Dreieckstabelle" darstellen, wobei Spalten und Zeilen gleichrangig sind, da es nur um den Umfang des Wähleraustauschs zwischen den Parteien geht, nicht aber um dessen Richtung. Hier die Werte für München insgesamt:
Linke: hier sind soweit angetreten
DKP, Friedensunion, PDS, und Linke alternative Liste
zusammengefasst In der Tabelle sieht man, daß sich mit Abstand am meisten zwischen den etablierten Parteien und den Nichtwählern tut: Jeweils rund viereinhalb Prozent der Wahlberechtigten wandern im Schnitt zwischen SPD bzw. CSU und der Nichtwahl, rund anderthalb bzw. ein Prozent zwischen F.D.P. oder Grünen und der Wahlenthaltung (in der Tabelle mit * gekennzeichnet). Geht man in die einzelnen Stimmbezirke (s.nachfolgende Karte), dann gibt es fünf regionale Muster Gebietstyp 1 ( 185 Stimmbezirke, graue Färbung auf der Karte: das Wählerwanderungsverhalten entspricht dem oben skizzierten Münchner Durchschnitt . Gebietstyp 2 ( 165 Stimmbezirke, grün): Höherer Austausch zwischen Grünen und Nichtwählern, niedrigerer Austausch zwischen CSU und Nichtwählern. Gebietstyp 3 (131 Stimmbezirke, blau): Höherer Austausch zwischen CSU und Nichtwählern, niedrigerer Austausch zwischen SPD und Nichtwählern. Gebietstyp 4 (83 Stimmbezirke, rot): Deutlich höhere Wechselbereitschaft zwischen SPD und Nichtwählern, höhere Wechselbereitschaft zwischen F.D.P. und Wahlenthaltung. Gebietstyp 5 (92 Stimmbezirke, gelb): Deutlich höherer Wähleraustausch zwischen F.D.P. und Nichtwahl, deutlich niedrigerer Austausch zwischen SPD und Wahlabstinenz. Die vorgestellten Abweichungsmuster können für die Parteien prinzipiell Hilfestellung für die Lokalisierung ihrer Aktivitäten bzw. deren Priorisierung sein. Wo z.B. eine Partei überdurchschnittlich mit faktischer Abwanderung in das Nichtwählerlager konfrontiert ist, sollte sie gezielte Maßnahmen zur Mobilisierung ihrer eigenen Anhänger durchführen. Im übrigen ist sicher interessant, daß vom gesamten durchschnittlichen Wechselwählerpotential über drei Viertel auf die in den Typen repräsentierten Austauschrichtungen zurückzuführen sind. Vom Rest machen die Wechsler zwischen SPD und Rechtsradikalen als größter Posten zwischen den Lagern gerade einmal 2% aller Wechselwähler aus. Wahlen werden nicht nur in München eben hauptsächlich durch die Mobilisierung der eigenen Anhängerschaft entschieden. Bei der regionalen Verteilung fällt auf, daß die Karte keinen sogenannten "Fleckerlteppich" darstellt vielmehr heben sich größere zusammenhängende Gebiete heraus, die jeweils einem Typ angehören. Der Typ 2 (Grüne) konzentriert sich auf die Innenstadt, lediglich einige wenige Stimmbezirke verteilen sich auf die Peripherie. Der TYP 3 (CSU) ballt sich im Nord- und Südwesten sowie im Osten, innenstadtnäher liegen nur wenige einzelne Stimmbezirke. Der Typ 5 (FDP) konzentriert sich auf Bogenhausen, Solln und Untermenzing (jeweils mit Stimmbezirken angrenzender Gebiete ) also grob gesprochen die "gutbürgerlichen" Viertel, der Rest fällt wiederum nicht besonders ins Gewicht. Lediglich der Typ 4 (SPD) und der Typ 1 (Durchschnitt) lassen kein klares Muster in der regionalen Verteilung erkennen. Für die SPD ist dies kein Wunder, gibt es doch seit langem in München keine zusammenhängenden Gebiete mit klassischem "Arbeitermilieu" mehr. Anzumerken wäre noch, daß die Stadtbezirke relativ inhomogen sind: Fast alle enthalten 3 oder vier Typen. Die Stadtratswahlergebnisse
1994 und 1996 absolut Das
Wechselwahlverhalten in München |